Die Türken in Güssing
Die Burg Güssing wurde von den Türken lange Zeit belagert. Die Tapferkeit der Verteidiger und die strategisch gute Lage der Burg verhinderten, dass die Feinde die Festung einnehmen konnten. Daher wollten die Türken die Burgbewohner aushungern lassen. Als die Lebensmittel in der Burg schon sehr knapp waren, überlegte sich der schlaue Burgherr eine List.
Er ließ das wenige Mehl, das noch in der Burg vorhanden war, auf ein umgedrehtes Fass schütten. So sah es aus, als wäre das Fass bis über den Rand gefüllt. Der letzte Ochse, der noch nicht geschlachtet worden war, wurde hinter der Burgmauer herumgetrieben und geschlagen. So brüllte das arme Tier die ganze Zeit. Als die Türken das Ochsengebrüll hörten, dachten sie, es gäbe eine ganze Rinderherde auf der Burg.
Das übervolle Mehlfass ließ sie glauben, dass die Belagerten noch immer mit Vorräten im Überfluss versorgt seien. Sie wollten nicht mehr länger warten, bis eine Hungersnot die Burgbewohner zur Aufgabe zwingen würde. So zogen sie noch am selben Tag eine halbe Stunde vor Mittag ab.
Zur Erinnerung an diese Rettung wurden seit dieser Zeit täglich die Glocken um halb zwölf Uhr geläutet.