Pirat:innen

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Der Name dieser Piratenflagge lautet Jolly Roger. - Dimitris Vetsikas pixabay.com, CC0 1.0

Über Pirat:innen wurden viele Bücher geschrieben und Filme gedreht. Zum Großteil wird das Leben von Pirat:innen romantisch dargestellt und sie gelten eher als Held:innen den als Gesetzesbrecher:innen. Doch was steckt dahinter? Wie gestaltete sich das Piratenleben tatsächlich?

Auch heute erscheinen in den Nachrichten und Zeitungen Meldungen von Überfällen durch Piraten denn auch heute noch werden Schiffe gekapert, Geiseln genommen und Schiffsladungen gestohlen. Die Schiffe und Waffen der heutigen Piraten haben sich geändert, doch ihre Taten verstoßen damals wie heute gegen die Gesetze.

Wenn du gerne mehr über Pirat:innen und ihr Leben erfahren möchtest, lies einfach weiter.

Wusstest du schon, dass …

Anne Bonney war eine gefürchtete Piratin. - Unbekannt commons.wikimedia.org, CC0 1.0
  • es auch heute noch Piraten gibt?
  • Piraten früher zum Navigieren ihres Schiffes einen Kompass, Seekarten und die Sterne benutzten?
  • die schwarze Flagge mit dem Totenkopf und den Knochen "Jolly Roger" genannt wird?


Die Anfänge

Seeschlacht im Nildelta (1198 bis 1166 v. Chr.) - Unbekannt commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Pirat:innen und ihre Schiffe gibt es schon genauso lange, wie Handelsschiffe auf den Weltmeeren. Das ist mittlerweile an die 2 700 (zweitausendsiebenhundert) Jahre her.

Kannst du dich erinnern, wie es im antiken Griechenland zuging? Die Griechen betrieben regen Handel mit Asien und Afrika - natürlich mit Hilfe von Schiffen. Wie wäre denn sonst die Ware über das Meer gelangt. Zu dieser Zeit tauchten auch die ersten Pirat:innenschiffe auf. Damals gab es sogar ein ganzes Seeräuber:innenvolk, das sich an der Küste Kleinasiens ansiedelte. Kreta (Griechenland) war sehr beliebt, um dort die erbeuteten Schätze und die gefangen genommenen Sklav:innen zu verkaufen.

Das Pirat:innenhandwerk blühte auf. Das Römische Reich ging jedoch streng gegen sie vor. Sie verfolgten sie bis in die kleinsten Winkel des Mittelmeeres. So kam es, dass Pirat:innen in dieser Gegend fast 400 Jahre lang verschwunden waren.

Vor etwa 800 Jahren

Überfall auf dem Meer - Howard Pyle (1853–1911) commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Im frühen Mittelalter waren Pirat:innen für verschiedene Länder recht nützlich. Sie halfen vom Wasser aus bei der Verteidigung gegen Eindringlinge und auch bei der Ausweitung verschiedener religiöser Gebiete. So kämpften die Pirat:innen im Mittelmeer beispielsweise für die Christen. Andere, vor allem die Korsaren und später die Barbaresken, plünderten die christlichen Regionen und störten deren Seehandel.

In Nordeuropa waren es vor allem die Wikinger, die für Angst und Schrecken auf den Meeren sorgten.

In der Ostsee schlossen sich viele deutsche Piraten zu einer großen Gruppe zusammen. Sie wurden die Vitalienbrüder genannt. Der Anführer der Vitalienbrüder war Klaus Störtebeker. Die Opfer dieser Piraten waren hauptsächlich die großen Handelsschiffe der Hansestädte. Hansestädte gab es vor allem in Norddeutschland. Diese waren für damalige Verhältnisse sehr groß und lebten hauptsächlich vom Handel. Zu diesen Hansestädten gehören unter anderem Hamburg und Köln.

Freibeuter

Französischer Kaperbrief aus dem Jahr 1809 - Unbekannt commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Freibeuter waren auch Pirat:innen. Allerdings waren sie besser gestellt als ihre „Kolleg:innen", die keinen dafür nötigen Kaperbrief besaßen. Der Kaperbrief wurde dem Kapitän oder der Kapitänin von den Herscher:innen des betreffenden Landes ausgestellt. Damit wurde dem Schiff und der Besatzung erlaubt in Kriegszeiten feindliche Handelsschiffe auszurauben.

Der Nutzen für die Herrschenden war recht groß. Nicht nur, dass das feindliche Land durch weniger Nachschub und Ware geschwächt wurde, mussten die Freibeuter auch einen Teil ihrer Beute abgeben. Dafür wurden sie vom eigenen Land nicht mehr verfolgt und bestraft.

Die ersten Kaperbriefe wurden ab dem 13. Jahrhundert ausgestellt - also zur Zeit, als die Vitalienbrüder die Ostsee beherrschten.

"Goldenes Pirat:innenzeitalter"

Gefangene auf dem Piratenschiff hatten die Wahl - Leben und Pirat werden, oder sterben. - Howard Pyle (1853–1911) commons.wikimedia.org, CC0 1.0
Piraten überfielen nicht nur Schiffe, sondern auch Städte. - Howard Pyle (1853–1911) commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Das goldene Zeitalter der Pirat:innen war vor etwa 300 Jahren (zwischen 1690 und 1730 nach Christus). Damals gab es die meisten Pirat:innen. Viele „Landratten" heuerten als Pirat:innen an, um schnelles Geld zu verdienen. Manche auch deswegen, weil ihnen langweilig war. Sogar Adelige lockte das Pirat:innenleben, auch wenn es lange nicht so toll war, wie viele meinten. Und doch hatten die Pirat:innen ein besseres Leben, als beispielsweise die Soldaten der damaligen Marine.

Kurz nach der Entdeckung Amerikas fand ein reger Handel zwischen Europa, Afrika und den amerikanischen Kolonien stattfand. Das sogenannte Handelsdreieck eignete sich hervorragend für den Beutezug der Pirat:innen. Sie kreuzten mit ihren kleinen, wendigen Schiffen hauptsächlich vor der Küste Mittelamerikas und in der Karibik. Und machten auf ihren Raubzügen wirklich fette Beute.

Der Besatzung der überfallenen Schiffe wurde die Wahl gestellt ob sie sich den Pirat:innen anschließen wollten oder nicht. Entschieden sie sich gegen ein Pirat:innenleben, wurden sie „über die Planke geschickt" und damit getötet. Das bedeutet, dass diese Personen mit gefesselten Armen über eine Holzplanke gehen mussten. Am Ende der Planke fielen sie ins Meer - und ertranken. Viele zogen es vor, Teil der Besatzung des Pirat:innenschifs zu werden.

Als gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Kaperbriefe wieder abgeschafft wurden, zogen sich die Pirat:innen zu ihrem eigenen Schutz auf verschiedene Inseln zurück. Piraterie war also wieder ein schweres Verbrechen, das mit dem Tod bestraft wurde. Die gewählten Inseln boten zahlreiche kleine Buchten, die als Verstecke dienten und lagen an viel befahrenen Schiffsrouten. Die Handelsschiffe waren schwer beladen und boten reichlich Beute. Für diese Schiffe, aber auch für Sklav:innentransporte, stellten die Pirat:innen eine richtige Plage dar.

Etwas später, als Pirat:innen in der Karibik immer intensiver gejagt wurden, wichen sie auf die Küsten vor Westafrika und in den Indischen Ozean aus. Auch hier konnten sie reichlich Beute machen. Ein sehr beliebter Stützpunkt war Madagaskar, da diese Insel eine optimale geographische Lage hatte.

Die Besatzung eines Pirat:innenschiffes

Bevor Roger Woodes Gouverneur von den Bahamas wurde, war er ein Piratenkapitän. - William Hogarth (1697–1764) commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Ein Pirat:innenschiff benötigte eine ganze Menge Besatzung.

Das Operhaupt der Besatzung war der:die Kapitän:in, diese Person wurde gewählt. An die aufgestellten Regeln mussten sich alle Menschen an Bord halten. Aber er oder sie konnten auch wieder abgewählt werden.

Der Navigator / die Navigatorin war dafür verantwortlich, dass das Schiff auf dem richtigen Kurs gehalten wurde und sein Ziel erreichte.

Der:die Quartiermeister:in sorgte für Ordnung innerhalb der Besatzung und hatte die Aufgabe den Proviant zu bewachen und einzuteilen.

Der Zimmermann war für die Instandhaltung und Reparatur des Schiffes zuständig.

Selten nur zählte ein Arzt oder eine Ärztin zur Besatzung. Wobei diese Person auch nicht viel machen hätte können außer Wunden versorgen, nähen oder verletzte und entzundene Gliedmaßen zu amputieren. Schmerzmittel oder Narkosen gab es damals übrigens noch nicht. Die Menschen tranken stattdessen Unmengen von Rum. Der Alkohol dämpfte die Schmerzen - wenigstens ein bisschen.

Auch für die Bedienung der an Bord befindliche Kanonen gab es einen verantwortlichen Mensche: den:die Hauptkanonier:in

Frauen am Pirat:innenschiff

Überliefert wird das Frauen an Bord Unglück bringen würden - allerdings war allen klar, dass dies nur ein Aberglaube war. Der eigentliche Grund warum vielen Piraten keine Frauen dabei haben wollten war, dass sie der Meinung waren es würde zum Streit in der Besatzung führen.

Trotzdem haben es einige Frauen auch in der Piraterie weit gebracht. Sie haben sich, zumindest zu Beginn, als Männer verkleidet. Berühmte Beispiele sind: Anne Bonny, aus Irland, Mary Read aus London und [[Zheng Yi Sao aus China.

Das Leben auf einem Pirat:innenschiff

Piratenkampf - Howard Pyle (1853–1911) commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Wenn Pirat:innen gerade dabei waren, ein Schiff zu entern, waren sie sehr beschäftigt.

Doch zwischen den Überfällen, oder wenn gerade eine Flaute herrschte, gab es oft lange Phasen des Wartens. Der navigierende Mensch und der für die Reparaturen zuständige Zimmermann hatten zwar auch in diesen Zeiten genug zu tun, denn sie musste ja das Schiff auf Kurs und instand halten.

Aber dem Rest der Besatzung war oft langweilig. Diese Langeweile vertrieben sich die Piraten durch ordentliche Trinkgelage. Es gab Musik, Gesang, Gejohle und viel Geschrei. Manch einer versuchte sich auch im Glücksspiel mit Karten oder Würfel. Doch nicht selten verlor ein Mensch bei diesem Spiel seinen gesamten Anteil an der Beute. Du kannst dir sicher vorstellen, dass es daraufhin zu Streitigkeiten und Raufereien kam. Deshalb gab es einige Pirat:innenschiffe, auf denen Glücksspiele verboten waren.

Trockenfleisch und Rum

Alkohol gehörte auf jedes Piratenschiff - Sven Schmidt pixabay.com, CC0 1.0

War das Schiff lange unterwegs, so stellte die Verpflegung ein Problem dar. Das Trinkwasser wurde rasch durch Algen und Würmer ungenießbar. Frische Lebensmittel verdarben.

Deshalb bestand der Proviant der Piraten hauptsächlich aus Rum, Bier, Zwieback und Trockenfleisch. Das wurde mit der Zeit ziemlich langweilig. Manchmal war die Person die für die Küche verantwortlich war sogar dazu gezwungen, das an Bord befindliche Leder zu einer Mahlzeit zuzubereiten.

Diese Art der Ernährung hatte natürlich gesundheitliche Folgen. Unterernährung und die Mangelkrankheit Skorbut griffen um sich. Viele Pirat:innen hatten wegen Skorbut kaum noch Zähne im Mund und einige starben sogar daran. Um dieser Krankheit vorzubeugen, führten einige Pirat:innenschiffe lebende Tiere und Zitrusfrüchte mit sich.

Piratenregeln und Gesetze

Wer welchen Anteil erhielt, war auch in den Gesetzen niedergeschrieben. - Howard Pyle (1853-1911) commons.wikimedia.org, CC0 1.0
Wurden Piraten gefangen, so drohte ihnen die Todesstrafe - Robert Dodd de.wikipedia.org, CC0 1.0

Nachdem die Menschen auf einem Pirat:innenschiff für lange Zeit auf sehr engem Raum zusammen leben mussten, wurden strenge Regeln für das Leben an Bord benötigt.

Alle Schiffskapitän:innen stellten ihre eigenen Regeln auf. Diese mussten von jedem Besatzungsmitglied vor Antritt der Reise unterschrieben werden. Ein weiterer Grund dafür, dass die Regeln notwendig waren, ergab sich durch die unterschiedliche Zusammensetzung der Besatzung. Es gab Edelleute, Fischer, ehemalige Sklav:innen, gewöhnliche Banditen und arme Landleute, die hier zu einem bunten Haufen zusammengewürfelt waren.

Auf dem Schiff galten die Regeln wie Gesetze. Auch die Bestrafung bei Verstößen gegen die Gesetze war genau festgelegt. Sogar die Verteilung der Beute war in diesen Regeln aufgeschrieben.

So hieß es beispielsweise in den Gesetzen des Piraten Bartholomew Roberts, dass jeder, der beim Stehlen erwischt wird, ausgesetzt werden soll. Verletzungen, die beim Kampf erworben wurden, wurden entschädigt. Auch hieß es oftmals, dass jegliche Streitereien und Raufereien innerhalb der Besatzung nur an Land ausgetragen werden dürfen.

Du siehst also, obwohl das Leben als Pirat:in unbeschwert erscheint, ist es eigentlich streng geregelt.

Berühmte Pirat:innen

Sir Henry Morgan - Alexandre Exquemelin commons.wikimedia.org, CC0 1.0


Der berühmte Kapitän William Kidd - Howard Pyle (1853–1911) commons.wikimedia.org, CC0 1.0
Störtebeker-Denkmal in Hamburg - Gerhard Kemme www.flickr.com, CC BY 2.0

Seit Anbeginn der Piratenzeit gab es immer wieder einige besonders grausame Piratenkapitän:innen, die Berühmtheit erlangten. Das sind einige davon:


Sir Francis Drake, der Pirat der Königin: Er lebte von 1540 bis 1596 und war Engländer. Durch das Kapern von zahlreichen spanischen Schiffen und die Plünderung der Häfen spanischer Kolonien im Auftrag seiner Königin, wurde er von Elisabeth 1. zum Ritter geschlagen.


Sir Henry Morgan kam aus Wales (Großbritannien). Er lebte von 1635 bis 1688. Er war in Mittelamerika und in der Karibik aktiv. Auch er wurde von der Königin wegen seiner „Verdienste um die Krone" geadelt. Seine Raubzüge brachten ihm großen Reichtum. Bevor er 1688 nach einer Krankheit starb, besaß er viele Plantagen in Jamaika.


Der Schotte William Kidd befuhr Ende des 16. Jahrhunderts den Indischen Ozean. Zu Beginn seiner Kaperfahrten handelte er im Auftrag Englands, doch später segelte und raubte er unter eigener Flagge weiter.


Kapitän Blackbeard (Schwarzbart) hieß eigentlich Edward Teach. Er hatte ein erschreckendes Erscheinungsbild und war immer schwer bewaffnet. Sogar brennende Lunten steckten unter seinem Hut. 1718 wurde Blackbeard im Kampf gegen zwei Regierungsschiffe vor North Carolina (Amerika) getötet.


Bartholomew Roberts lebte von 1682 bis 1722. Er kam aus Südwales (Großbritannien) und machte sowohl die Gewässer vor Nordamerika als auch vor Südamerika und vor der Westküste Afrikas unsicher. In nur 30 Monaten kaperte er über 400 Schiffe. Das gelang ihm wahrscheinlich deshalb, weil auf seinem Schiff sehr strenge Gesetze herrschten, wie kein Alkohol, kein Glücksspiel und keine Frauen.


Der Schrecken des südchinesischen Meeres um 1800 hieß Zheng Yi Sao. Sie war eine der wenigen Frauen, die als Kapitänin eines Piratenschiffes berühmt wurde. Sie befehligte aber nicht nur ein Schiff, sondern eine ganze Flotte mit etwa 70 000 (siebzigtausend) Mann Besatzung und 1 800 Dschunken (chinesische Form eines Segelschiffes).


Anne Bonney lebte um 1720. Sie stammte aus Irland. Sie befuhr den Atlantischen Ozean. Schon immer wollte sie ein Pirat sein. Deshalb verkleidete sie sich bereits als Kind und trug stets Hosen. Ihren letzten Kampf bestritt sie angeblich Seite an Seite mit der ebenfalls als Mann verkleideten Mary Read, während ihr Geliebter, der Pirat Calico Jack, mit seinen Kumpanen betrunken unter Deck lagen.


Klaus Störtebeker lebte um 1400 und kam aus Deutschland. Er war der Schrecken der Hanse und bereiste die Ostsee und die Nordsee. Störtebeker war der Anführer der Vitalienbrüder, die vor allem die reichen Handelsschiffe der Hansestädte beraubten.

Pirat:innen heute

Heute von Piraterie betroffene Gebiete - Lencer commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Auch heute noch gibt es Pirat:innen. Die Piraterie heute ist vor allem in Südostasien verbreitet. Aber auch in der Karibik und im südchinesischen Meer kommt es immer wieder zu Überfällen durch Piraten.

Die heutigen Pirat:innen sind natürlich ganz anders ausgerüstet als die vor 300 Jahren. Sie fahren mit kleinen schnellen Motorbooten und sind bis an die Zähne bewaffnet. Sie nutzen den Überraschungsmoment und verschwinden mit ihrer Beute und den Geiseln genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind.

Einer der „berühmtesten" modernen Piraten ist Emilio Changeo, der im Gebiet der Philippinen plünderte. Er arbeitete allerdings hauptsächlich als „Auftragspirat" und kaperte zahlreiche Schiffe und Öltanker. Für die Besatzung der geenterten Schiffe forderte er Lösegeld und die Schiffe selber verkaufte er. Heute sitzt Changeo im Hochsicherheitsgefängnis von Manila (Hauptstadt der Philippinen) und verbüßt dort eine lebenslange Haftstrafe.

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