Geschichte Wiens

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Die Innere Stadt setzt sich nicht aus verschiedenen Vororten zusammen. Sie war immer eine Einheit, die im Laufe der Jahrhunderte weiter wuchs. Die Anfänge reichen bis zu einer keltischen Siedlung zurück. Vor der Eingemeindung der Vorstädte im Jahr 1850 bestand Wien nur aus dem 1. Bezirk.



Steinzeit bis zu den Kelten

Die Geschichte Wiens beginnt vor etwa 4 000 Jahren, also in der Steinzeit. Verschiedene Feuersteinwerkzeuge belegen das.

Das Gebiet war aber auch vorher schon sehr beliebt, da es in der Gegend viele Flüsse und Bäche, sowie fruchtbaren Boden gab. Die Steine für ihre Werkzeuge holten die Menschen aus einem kleinen Steinbruch bei Mauer.

Um etwa 2000 v. Chr. gab es eine große Völkerwanderung. Dabei wanderten indogermanische, kriegerische Bauern in das Wiener Becken ein. Sie kamen aus dem Norden und mischten sich nach und nach mit der ansässigen Bevölkerung. Diese Einwanderer waren geschickt in der Bearbeitung von Feuersteinen. Die von ihnen angefertigten Gefäße hatten einen ganz eigenen Stil.

Die Bevölkerung damals siedelte eher in den hochwassersicheren Bereichen und entlang der Bachläufe. Gegen Ende der Bronzezeit wurde das Klima in dem Gebiet wärmer und trockener. So konnten auch die Täler zunehmend besiedelt werden.


Die Römer

Vindobona

Ungefähr 15 v.Chr. kamen die Römer in unser Land. Sie nannten es Pannonien und blieben ungefähr 500 Jahre hier. Sie bauten Wien, das damals Vindobona (Weißer Bach) hieß, zu einer Garnisonstadt (das ist eine Stadt, in der Soldaten leben) um.

Das römische Lager umfasste den Salzgries, die Rotgasse, die Kramergasse, den Graben, die Naglergasse und den Tiefen Graben. Es war von drei Meter breiten Steinmauern umgeben. Diese waren bis zu zehn Meter hoch. Die Mauer hatte vier Ecktürme und sechs Tortürme.

Innerhalb des Lagers befanden sich der Palast des Kommandanten und die Unterkünfte der Legionäre (so hießen die römischen Soldaten). Außerhalb entstanden Lagervorstädte, die sogenannten canabae.



Bevölkerung damals

Die damalige Bevölkerung von Wien setzte sich aus Händlern und Gewerbetreibenden (Canabäer) zusammen. Da Wien eine römische Provinz war, unterstanden die Bewohner der Aufsicht des römischen Lagerkommandanten.

Die Häuser der Canabäer waren meist Holzbaracken. Sie hatten einen Wohnteil, in dem sich die Familie aufhielt und einen Geschäftsteil. Das war der Verkaufsladen.

Hier konnten die Soldaten während ihrer Freizeit einkaufen oder sich die Zeit im Wirtshaus vertreiben.

Neben Kleinhändlern, Wirten und Krämern gab es aber auch Großhändler, die die Soldaten mit Leder und Stoff versorgten.

Auch Juden gab es damals in Wien. Sie kamen wie die Kaufleute mit den Römern in die Stadt. Die Juden bildeten damals schon einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung und hatten sich an der Donau angesiedelt. Sie waren Händler, Kaufleute und Geldverleiher.

Wer sonst noch in Wien lebte, ist schwer zu sagen. Es waren sicher keine Germanen, wohl aber Kelten und römische Veteranen (Veteranen sind Soldaten in Pension).

Kaiser Marc Aurel

Er lebte von 121–180. 161 wurde Marc Aurel römischer Kaiser. Marc Aurel bekämpfte das sich ausbreitende Christentum, da in Rom noch immer der Kaiser als Gott verehrt wurde. Er wollte keinen anderen Gott oder keine andere Religion anerkennen. Er besiegte die Germanen in einigen Schlachten. Von diesen Schlachten, an denen die 10. Legion, das Wiener Hausregiment, großen Anteil hatte, berichtet die Siegessäule in Rom. Sie zeigt die wahrscheinlich älteste Teilansicht von Wien, dem damaligen Vindobona. Marc Aurel starb am 17.März 180 in Wien. Nach ihm ist sogar eine Straße benannt, die Marc Aurel-Straße im 1. Bezirk.

Wirtschaft damals

Das 3. Jahrhundert nach Christus war für Vindobona eine wirtschaftlich erfolgreiche Zeit, da das Lager zum Schutz gegen die Germanen stärker befestigt wurde. Es lebten viele Soldaten in der Stadt und die Händler machten mit ihnen gute Geschäfte. Römischer Kaiser war zu dieser Zeit Theodosius. Er verbot die römischen Götter und machte das Christentum zur Staatsreligion. Zu Ende der Römerherrschaft war Vindobona sogar wichtiger als Carnuntum. Es wurde zum Stützpunkt der römischen Donauflotte. Viele römische Funde aus dieser Zeit können heute im Historischen Museum der Stadt Wien besichtigt werden.

Völkerwanderung

Etwa um 400 setzte die große Völkerwanderung ein, weil Hunnen und Awaren (zwei Reitervölker aus dem Osten) mehrere germanische Stämme aus ihrem Gebiet vertrieben. Diese mussten sich neue Wohnräume suchen. So kam es, dass Vindobona gegen Ende des 4. Jahrhunderts von den Germanen zerstört wurde.

Aus der Zeit der Völkerwanderung gibt es keine schriftlichen Überlieferungen. Allzu oft wechselten die hier lebenden Völker. Man nimmt heute an, dass Wien durchgehend bewohnt war.

Zuerst lebten die Menschen nur in einem kleinen Teil des zerstörten Römerlagers rund um die später erbaute Ruprechtskirche. Die alten Straßen und Befestigungsmauern des Römerlagers wurden in die neue Siedlung (Viennis) miteinbezogen. Ungefähr zu dieser Zeit entstanden auch die beiden ältesten Kirchen Wiens: die Ruprechtskirche und Maria am Gestade.

Die Awaren

Gegen Ende der Völkerwanderung (bis 796) beherrschten die Awaren den Wiener Raum, sowie ganz Pannonien. Sie waren ein den Hunnen verwandtes Volk.

Die Awaren lebten in Erdburgen, sogenannten Ringen. Ihr Anführer hieß angeblich Ottak. Werden diese beiden Namen miteinander verbunden, ergibt das den Bezirksnamen Ottakring.

Wien konnte damals als so etwas wie ein Vielvölkerstaat bezeichnet werden. Hier lebten nämlich Romanen, Germanen, Slawen und Awaren.

Nach den Awaren eroberten die Magyaren Wien. Aus dieser Zeit gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen, erst ab 1030 wieder.

Die Babenberger

Nach 996 herrschten in Österreich, das damals als Ostarrichi erstmals erwähnt wurde, die Babenberger. Erster Markgraf war Leopold I. Er hatte seine Residenz in Melk oder Krems. Leopold III., der später heilig gesprochen wurde, verlegte seine Residenzstadt (Regierungszentrum) nach Wien. Er errichtete auf den Trümmern einer ungarischen Festung auf dem Kahlenberg, dem späteren Leopoldsberg, sein Schloss.

Unter Heinrich I. Jasomirgott wurde die Ostmark um Teile Oberösterreichs erweitert und zum Herzogtum ernannt. Er lebte im 12. Jahrhundert. Und da er, wenn er etwas bestätigen wollte, immer "Ja so mir Gott!" sagte, bekam er den Beinamen Jasomirgott. In diesem Jahrhundert fanden auch immer noch Kreuzzüge statt. Die Kreuzritter kamen dabei auch durch Wien, wo die neu erbaute Stephanskirche eingeweiht wurde. Herzog Heinrich nahm selber an den Kreuzzügen teil. Von dort brachte er seine Frau, die byzantinische Prinzessin Theodora, mit. Er holte auch die iroschottischen Mönche von Bayern nach Wien. So kam es zur Gründung der Schottenbastei.

Unter Leopold VI. wurde das alte Rathaus in der Wipplingerstraße gebaut, in dem 24 Stadträte tagten und ein herzoglicher Richter Recht sprach.

Aus dieser Zeit stammt auch das erste Wiener Stadtsiegel. Die Stadt Wien veränderte sich damals sehr. Die Burg stand noch außerhalb von Wien, genauso wie der Stephansdom. Wien war zu einem wichtigen Handelsplatz geworden. Die Stadt war fünfmal so groß wie früher. Es wurden neue Stadtmauern benötigt. Dafür wurden die alten Festungsmauern der römischen Siedlung abgetragen und die Gräben zugeschüttet werden. Bevor es jedoch dazu kam, starb 1246 der letzte Babenberger, Herzog Friedrich. Das Land fiel an den deutschen Kaiser zurück.


König Ottokar

Der deutsche Kaiser setzte König Ottokar von Mähren als Herrscher der Ostmark ein. Auch er führte seine Regierungsgeschäfte von Wien aus und machte es zu einer blühenden Handelsstadt. Damals erhielt Wien das Aussehen, das es bis ins 19. Jahrhundert behielt. Ottokar führte weiter, was die Babenberger begonnen hatten. Er legte eine neue Stadtmauer an, die eine Straßenbreite hinter der heutigen Ringstraße lag. Die Stadtmauern wurden von einem Graben umschlossen, der mit Wasser aus einem Donauarm gefüllt war.

Ottokar war streng katholisch und lehnte die jüdische Religion ab.

Unter ihm wurde auch das Priesterzölibat in Wien eingeführt. Seit dieser Zeit durften Priester nicht mehr heiraten. 1267 änderte sich die Lage für die Juden in Wien. Die Herrscher wurden von der katholischen Kirche gezwungen, Gesetze gegen Juden zu erlassen.

- Sie mussten einen gehörnten gelben Judenhut tragen und dem katholischen Pfarrer ihres Wohngebietes Geld zahlen, bekannt als Zehent (Steuer). - Sie durften nicht in der Stadtverwaltung arbeiten, keine Bäder und Gasthäuser betreten und keine christlichen Dienstboten einstellen. - An christlichen Feiertagen hatten sie Ausgehverbot. - Juden durften nicht in der Landwirtschaft, im Handel oder Gewerbe arbeiten, daher konnten sie nur Geldgeschäfte und Altwarenhandel betreiben. - Auch durften kranke Christen nicht zu jüdischen Ärzten gehen.

Ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts lebten ungefähr 800-1000 Juden in Wien. Zur großen Katastrophe für die Juden kam es 1420. Man warf den Wiener Juden vor, dass sie die katholischen Heiligtümer missachten. Deshalb wurden alle armen Juden aus Österreich vertrieben, die Reichen wurden verhaftet. Man nahm ihnen ihren Besitz weg und als 200 gefangene Juden sich weigerten, zum Christentum überzutreten, tötete man sie. Mit ihrem Geld führte man einen Religionskrieg gegen anders denkende Christen. Für mehr als 100 Jahre gab es keine Juden in Österreich, da ihnen damals verboten wurde, sich wieder in der Stadt anzusiedeln.


Die Habsburger

1276 übernahm König Rudolf von Habsburg nach einer Schlacht die Herrschaft über Wien. Er nahm König Ottokar das Land wieder weg, das er vom vorigen Kaiser zur Verwaltung bekommen hatte und setzte seinen Sohn Albrecht I. als Reichsverwalter ein.

Rudolf machte Wien zur Hauptstadt Österreichs. Seit damals regierten die Habsburger bis 1919 Österreich.

Für Wien wichtige Habsburger

  • Friedrich der Schöne: Nachdem er von Ludwig von Bayern gefangen genommen wurden, bemühten sich die Augustinermönche um seine Freilassung. Zum Dank ließ er für sie 1327 die Augustinerkirche bauen.
  • Rudolf der Stifter: Er ließ nach der Pestepidemie neue Häuser bauen und legte den Grundstein zum Südturm des Stephansdoms. Außerdem gründete er 1365 die Wiener Universität.
  • Albrecht IV.: Er förderte den Neubau der zerstörten Kirche Maria am Gestade und ließ den Stephansdom erweitern. Auch die Minoritenkirche, deren Bau bereits 1340 begonnen wurde, ließ er weiterbauen.

Das Mittelalter

Die Bewohner des mittelalterlichen Wiens waren bunt gemischt. Der Adel, Bürger, Musikanten, Handwerker, und Studenten waren hier zu finden. Bei Festen und Prozessionen feierten einzelne Gruppen zwar miteinander, aber das Leben war vom Standeswesen beherrscht. Ganz unten standen die Bettler, Arbeiter, Bauern und kleinen Kaufleute. Dann kamen die Bürger und reichen Kaufleute, schließlich die Ritter, der Adel und der König oder Kaiser.

Der Adel

Die Adeligen waren ein besonderes Volk. Sie verachteten alle, die nicht adelig waren. Heiratete beispielsweise ein Adeliger eine Bürgerliche, so wurden die gemeinsamen Kinder "abgewertet". Das heißt diese Kinder waren weniger wert. Gerne bestellten sie Waren die sie dann nicht bezahlten. Sie spielten Schach, verteilte Almosen an die Armen, liebte die Jagd und Turniere.

Der Bürger

Der Bürger hatte in der Stadt genau festgelegte Pflichten (z. B. Wachdienst) und Rechte, durfte mitbestimmen und Beschlüsse fassen. Er lebte im schönen Stadthaus und wollte mit dem einfachen Handwerker nicht in einem Satz genannt werden. Oftmals handelte es sich um Großhändler, die Wein, Luxusgüter und Stoffe verkauften.

Die Frau

Als Frau hatte man ein unscheinbares Leben im Mittelalter Wiens. Die Frauen mussten heiraten und Kinder bekommen oder ins Kloster gehen. Eine gute Bürgerin musste standesgemäß auftreten und ein Musikinstrument erlernen. Weitere Ausbildungsmöglichkeiten gab es nur in der Heil- und Krankenpflege, der Hauswirtschaft und dem Erlernen fremder Sprachen. Als Magd erhielt man keinerlei Ausbildung und musste von Kindheit an im Haus mithelfen, Kinder hüten und durch kleinere Dienste zum Familieneinkommen beitragen. Frauen arbeiteten als Näherinnen, als Wäscherinnen, aber auch als Hebammen (Geburtshelferinnen). Die wenigsten Frauen wurden älter als 40 Jahre.

Die Handwerker

Die Handwerker waren in verschiedenen Standesvertretungen (Zünften) organisiert. Nur wer Mitglied war, durfte dieses Handwerk ausüben.

Die Zunft war eine Vereinigung von Handwerkern, die den gleichen Beruf ausübten und vertrat deren Interessen gegenüber dem Fürsten, Kaiser oder König. Sie bestimmte auch, wie viel jemand verdienen durfte. Sie setzte die Arbeitszeiten fest und sogar die Preise, um die Waren verkauft werden durften. Die Zunft überprüfte, ob die Waren in Ordnung waren und kontrollierte regelmäßig die Handwerksbetriebe. Jede Zunft hatte ihr Zunfthaus. Dort wurden Versammlungen abgehalten, neue Regeln beschlossen und Preise festgesetzt. Jede Zunft hatte ihr eigenes Zeichen, weil außer den Reichen und den Adeligen niemand lesen konnte. Darum gab es die Schilder mit den Zunftzeichen.

Damit jemand ein Handwerker werden konnte, musste er zuerst eine recht lange Lehrzeit hinter sich bringen. Der Lehrling bekam aber kein Geld. Es musste sogar Lehrgeld bezahlt werden. Das verpflichtete viele auch für die Zeit nach der Lehre im selben Betrieb zu bleiben und die Schulden abzuarbeiten.

Gesellen mussten unverheiratet sein und durften nur einem Meister dienen. Jeder Geselle, der keine Arbeit fand, durfte nur wenige Tage in Wien bleiben.

Wer Meister sein wollte, musste seine Lehrzeit vollendet haben, ehelich geboren sein und seine Wanderjahre hinter sich haben.

Im Mittelalter siedelten sich viele Handwerker und Kaufleute in Wien an. Daran erinnern uns heute noch die Straßennamen wie beispielsweise:

  • die Naglergasse (Verkaufsstraße der Nadelerzeuger)
  • Tuchlauben (hier hatten sich deutsche Tuchmacher angesiedelt)
  • die Wallnerstraße (Sitz und Arbeitsstätte der Tuchwalker)
  • die Wollzeile (Wirkungsstätte der Wollweber und Wollhändler)
  • die Bäckerstraße (Verkaufsstätte der Bäcker)
  • die Salzgasse (Verkaufsstraße der Salzhändler)
  • die Bognergasse (hier wurden Pfeile und Bogen hergestellt und verkauft)
  • der Kohlmarkt (Verkaufsmarkt der Holz- und Kohlenhändler)
  • die Goldschmiedgasse (Verkaufsstätte der Goldschmiede)
  • der Bauernmarkt (Verkaufsplatz der Bauern)
  • der Fleischmarkt (Innungsplatz und Verkaufsplatz der Fleischhauer)
  • der Hafnersteig (Sitz und Verkaufsstätte der Hafner)
  • die Krugerstraße (Verkaufsstraße für Töpfer und Krugmacher)

Gerichtsbarkeit

In Wien gibt es ein Foltermuseum, das zeigt, mit welch schrecklichen Mitteln die Menschen zu Geständnissen gezwungen wurden. Oft waren die Schmerzen der Menschen, die sie durch die Folterwerkzeuge erleiden mussten, so groß, dass sie auch Verbrechen gestanden, die sie gar nicht begangen hatten. Zu diesen Foltermethoden zählten etwa:

  • Rad: Der Verurteilte wurde am Rad festgebunden. Dieses wurde sichtbar aufgestellt. Der Körper des Getöteten wurde den Raben überlassen.
  • Bäckerschupfen: In Wien wurden Bäcker, deren Brot oder Semmeln nicht schwer genug waren, in einen Käfig gesperrt. Dieser wurde dann mitsamt dem Bäcker einige Male in ein Fass mit Wasser oder in die Donau getaucht.
  • Storch: Bei dieser Folter wurde der Verurteilte in Eisen gelegt. Er hatte durch die Eisen große Schmerzen in seinen Armen, Beinen und im Rücken.
  • Halsgeige und Schandmaske: Zänkische Weiber wurden in eine sogenannte Halsgeige (Fischers Geige, Zankgeige) gesperrt. Beim Strafvollzug wurde auch eine Maske verwendet, auf der das Verbrechen des oder der Verurteilten dargestellt wurde.

Für diese Foltermethoden gab es Henker oder Scharfrichter, die die Strafe vollzogen. Sie wurden von der Gesellschaft gemieden und ausgestoßen, da die Menschen Angst vor ihnen hatten. Da sie auch als Schuldeneintreiber arbeiteten, wollte niemand mit ihnen zu tun haben.

Die 1. Türkenbelagerung

1425 tauchten die Türken zum ersten Mal im habsburgischen Grenzland auf. Von da an wurden die Osmanen (Türken) als eine lebensgefährliche "Volksnot" empfunden. Viele Sagen und Legenden berichten von der Angst, die die Bevölkerung damals hatte.

Nach der Schlacht bei Mohács im Jahre 1526 und dem Sieg über Ungarn rückte Sultan Süleyman im Spätsommer des Jahres 1529 gegen Wien vor. Er belagerte die Stadt Wien von 27. September bis 14. Oktober 1529. Mehr dazu findest du im Hauptartikel '''Die Erste Wiener Türkenbelagerung'''.


Die Pest in Wien

Zwischen den beiden Türkenbelagerungen hatten die Wiener gegen einen Feind zu kämpfen, der nicht mit Waffen besiegt werden konnte. Das war die Pest, eine schlimme Seuche. Zehntausende Wiener starben daran.

Selbst der Leibarzt des Kaisers, Dr. Wilhelm Freiherr von Mannagetta, und der berühmte Arzt Dr. Paul de Sorbait, Direktor der Universität, konnten die Pest in Wien nicht besiegen. Sie konnten nur versuchen, durch Vorsichtsmaßnahmen eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Die Pest wurde auch der "schwarze Tod" genannt. Sie trat immer wieder in Wien auf. Überträger der Krankheit war ein kleiner Floh. Das wurde aber erst viele Jahre später erkannt. Die Bevölkerung damals wusste das nicht. Die Menschen trugen Masken, um sich vor der Pest zu schützen und schluckten Wundermittel aller Art. Aber das alles half nichts. Die Pestkranken wurden in besondere Spitäler weit außerhalb der Stadt gebracht. Eines davon stand in St. Marx. Dort pflegten Mönche des Lazarusordens die Pestkranken. St. Lazarus war übrigens der Pestheilige. Nach ihm wurden diese Spitäler auch Lazarette genannt. Schon damals neigten einige Menschen dazu, den Juden die Schuld an Krankheiten oder sonstigen Übelständen zu geben. Diesmal behaupteten viele Menschen, sie hätten die Brunnen vergiftet und dadurch die Pest über Wien gebracht. Deswegen wurden viele von ihnen erschlagen.

Ein Wiener hat eine Nacht in der Pestgrube überlebt. Sein Nachname ist leider nicht bekannt. Er hieß Augustin N. und lebte wirklich in Wien. Um ihn herum entstanden einige Sagen und Gedichte.

Die Pestsäule

Noch heute erinnert die Pestsäule am Graben an die Seuche.

Den Grundstein für die Pestsäule, oder auch Dreifaltigkeitssäule, wurde 1687 von Kaiser Leopold I. gelegt. Sie sollte aus Marmor sein und nach Entwürfen von Matthias Rauchmüller errichtet werden. Dieser starb aber plötzlich im Jahre 1686.

Seine Arbeit wurde von Fischer von Erlach und Lodovico Burnacini fertiggestellt.

Die Karlskirche

Unter Kaiser Karl VI. schlug die Pest 1713 in Wien noch einmal mit aller Macht zu. Angeblich starben damals 122 849 Menschen an dieser schlimmen Seuche.

Karl VI. flüchtete nicht vor der Pest. Er vertraute darauf, dass Gott ihn und seine Familie beschützen würde. Als die Seuche endlich besiegt war, ließ er zum Dank dafür die Karlskirche bauen. Auch sie wurde von Fischer von Erlach entworfen. Ihr Bau dauerte von 1716 bis 1737.


Die 2. Türkenbelagerung

Seit dem Tode Süleymans des Prächtigen im Jahre 1566 übten die Großwesire im Reich die Macht aus. Die Sultane waren nur mehr am Palastleben und nicht am Kriegführen interessiert. Der Verfall des osmanischen Reiches wurde im Westen allerdings nicht wahrgenommen. Man hielt die Türken immer noch für sehr gefährlich. Und das nicht zu unrecht. Denn im Jahr 1683 kam es zur Zweiten Wiener Türkenbelagerung.


Wichtige Persönlichkeiten der Türkenkriege


Geschichte des Wiener Kaffeehauses

Die Wiener Kaffeehaus-Tradition geht zurück auf das Jahr 1683, als die Türken Wien belagerten. Georg Franz Koltschitzky schlug sich durch die feindlichen Linien zu Polens König Sobieski und Herzog Karl von Lothringen durch. Er holte das Entsatzheer nach Wien. Die Türken flohen Hals über Kopf und Koltschitzky wurde als Retter Wiens gefeiert. Daher durfte er sich auch als erster etwas von der Kriegsbeute nehmen. Er wollte weder Gold noch Waffen, sondern nur Säcke mit braunen Bohnen. Diese kannte er von seinen Reisen, die er als Dolmetscher in die Türkei gemacht hatte. Diese braunen Bohnen waren Kaffeebohnen. Wenig später eröffnete er ein Kaffeehaus in Wien mit dem Namen 'Zur blauen Flasche'. Koltschitzky begründete damit die bis heute währende Wiener Kaffeehaustradition.

Die Barockstadt der Habsburger

Während der beiden Türkenbelagerungen war Wien wirtschaftlich sehr arm. Alles, was die Habsburger an Steuern und Abgaben von den Bürgern bekamen, wurde für das Heer, Kanonen, Gewehre und andere militärische Ausrüstungsgegenstände gebraucht. Nach 1683 wurde das endlich anders. Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben erholte sich. Wien wurde zu einer Stadt, die in ganz Europa anerkannt war. Viele neue Paläste, Bürgerhäuser und Kirchen mit großen Gärten und Parks wurden gebaut. Wien war keine düstere mittelalterliche Festung mehr, sondern eine fröhliche Stadt. Jenseits der Stadtmauer und dem Glacis entstanden viele Vorstädte.

Zu dieser Zeit wurde auch zwischen 1693-1713 das berühmteste Schloss Wiens, das Schloss Schönbrunn gebaut. Noch wohnte die kaiserliche Familie aber in der Hofburg, in der Wiener Innenstadt. Die Habsburger prägten seit dem 12. Jahrhundert die Geschichte Österreichs und daher auch seiner Hauptstadt Wien. Sie machten sie nicht nur zur Hauptstadt des Kaiserreiches, sondern auch zu einer Weltstadt. Mit ihnen kamen Ritter, Adelige und Hofbeamte nach Wien. Sie alle brauchten eine Wohnung. Es entstanden viele neue Häuser. Die Gärten und die letzten freien Gründe waren alle bald verbaut. Platz wurde zur Mangelware, da Wien ja von einer Stadtmauer umgeben war. Also konnte man nicht mehr in die Breite bauen. Es mussten höhere Häuser gebaut werden. Manche Gebäude waren drei bis vier Stockwerke hoch, was für die damalige Zeit wirklich ungewöhnlich war.

50 Jahre nach der 2. Türkenbelagerung hatte Wien etwa 30 000 Einwohner. Nach weiteren 50 Jahren waren es schon 75 000. Handel und Gewerbe blühten, auch das Gehalt der kleinen Leute stieg. Das Leben in Wien wurde lebenswert. Viel reicher als die kleinen Leute waren aber die Adeligen geworden. Sie hatten Kriege gewonnen und dafür zur Belohnung viele Güter bekommen. Sie bauten Schlösser in Wien und in den Vorstädten, insgesamt waren es ungefähr 200. Und sie brauchten wieder viele Tausende Diener. Trotz höherem Einkommen gab es etwas, an dem es mangelte: an der Bildung der Bürger. Es gab nämlich keine Schulpflicht. Lehrer hatten nur die Adeligen. Sie wurden entweder zu Hause oder in kirchlichen Instituten unterrichtet. Das änderte sich erst, als Maria Theresia Kaiserin wurde und die Schulpflicht einführte.

Österreichische Herrscher

Alle österreichischen Herrscher hatten ihren Hauptwohnsitz in Wien. Die ersten lebten in der Hofburg in der Innenstadt. Erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts war der Wohnsitz der Herrscherfamilien das Schloss Schönbrunn.

Kaiser Karl VI.

Kaiser Karl der VI. wurde am 1.Oktober 1685 in Wien geboren und starb am 20. Oktober 1740 hier. Er war der zweite Sohn Kaiser Leopolds I.. Daher war er eigentlich dazu bestimmt, Priester zu werden. Als am 17. April 1711 sein Bruder, Kaiser Joseph I., ohne männliche Nachkommen überraschend gestorben war, wurde Karl der Nachfolger seines Bruders. Karl war zwar verheiratet, hatte aber nur Töchter. Sein erstes Unternehmen bestand daher in der Neuregelung der Thronfolge im Hause Habsburg, die er in der Pragmatischen Sanktion vom 19. April 1713 vornahm. Demnach sollte bei Ausbleiben von Söhnen auch eine Tochter Kaiserin werden können. Karl war weniger politisch als künstlerisch begabt. Er liebte die Musik und die Architektur. Daher förderte er auch die Baukunst. Zu seiner Zeit entstanden viele wunderschöne Bauwerke. Für ihn arbeiteten die berühmten Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und dessen Sohn Josef Emanuel, sowie Johann Lukas von Hildebrandt und Donato Felice von Allio. Sie verwirklichten viele der von Kaiser Karl VI. in Auftrag gegebenen Arbeiten. Neben dem Bau der Karlskirche ließ er die Hofburg erweitern. Der Michaelertrakt, die Nationalbibliothek, die Reichskanzlei und die Winterreitschule wurden geplant und zwischen 1723 und 1737 ausgeführt. Außerdem wurden noch die Peterskirche, die Nepomukkapelle, und der Brunnen von Raphael Donner unter seiner Regierungszeit fertig gestellt. Unter Karl VI. wurde Wien zum Erzbistum (Sitz eines Bischofs) erhoben. Durch sein Wirken wurde Wien die führende Kulturhauptstadt Europas.

Kaiserin Maria Theresia

Maria Theresia wurde 1717 in Wien geboren. Sie war die Tochter Karls VI. Dank einer Verfügung ihres Vaters konnte sie 1740 Kaiserin werden, obwohl sie ein Mädchen war. Als sie 1740 mit erst 23 Jahren, also noch sehr jung, Kaiserin von Österreich wurde, hatte sie bereits 3 Kinder und erwartete ihr 4. Kind. Ihr Mann war Franz I. Stephan von Lothringen, den sie mit 19 Jahren geheiratet hatte. Da Deutschlands Herrscher Friedrich der Große Maria Theresia nicht anerkennen wollte, führte er Krieg gegen sie. Sie musste jetzt nicht nur für ihre 16 Kinder sondern vor allem für ihr Land da sein. Den Krieg verlor sie leider und mit ihm ein paar Länder. Nach dem Krieg leitete sie Reformen in Österreich ein.

Sie richtete eine zentrale Verwaltung mit Sitz in Wien ein, erneuerte das Heer und richtete Volksschulen für die Kinder der Bürger ein. Maria Theresia hatte erkannt, dass zu einem großen Reich, auch Untertanen gehörten, die lesen und schreiben konnten. Das war der Beginn der allgemeinen Schulpflicht. Sie sorgte auch dafür, dass nicht nur Bürger und Bauern sondern auch der Adel und der Klerus (die Priester) Steuern zahlen mussten. 1751 erfolgt die Einführung des Mariatheresientalers als neues Zahlungsmittel. Er blieb bis 1858 gültig. Darüber hinaus führt sie ein einheitliches Strafgesetz ein.

Kaiser Josef II.

Nach dem Tod ihres Mannes setzte Maria Theresia ihren Sohn als Mitregenten ein. Er war genauso reformfreudig wie seine Mutter. Nach dem Tod Maria Theresias 1780 übernahm er die Regierung. Als Josef begann, allein zu regieren war er bereits 39 Jahre alt. Er wurde am 13.3.1741 in Wien geboren und starb hier auch am 20.2.1790 mit nur 49 Jahren. Josef II. war ein volksnaher Kaiser. Er verbot den Kniefall und den Handkuss. Er empfing auch das einfache Volk und hörte sich seine Bitten an. Er gab den Wienern die Gebiete, seine eigenen Jagdgebiete, den Prater und den Augarten, als öffentliche Parkanlagen frei. Josef wollte die Welt verbessern. Er schaffte die Leibeigenschaft (Leibeigene sind Menschen, die Besitz ihrer Arbeitgeber waren) in seinen Ländern ab. Er führte die allgemeine Grundsteuer ein und schaffte die Folter ab. Die Juden, die früher gelbe Streifen als Zeichen ihrer Glaubenszugehörigkeit tragen mussten, durften diese nun abnehmen. Sie durften ihre Religion ohne Angst ausüben. Auch für die Armen hatte er ein Herz. Josef II. gründete ein Waisenhaus, eine Schule für Militärärzte, eine Schule für Taubstumme und das damals größte Spital der Welt, das "Allgemeine Krankenhaus".

Kaiser Franz I. von Österreich

Er wurde 1768 in Florenz geboren und starb 1835 in Wien. Franz I. hatte es sehr schwer. Seine Regierungszeit war nämlich eine Zeit der Kriege. In Frankreich brach 1789 die Revolution aus. Die Monarchie wurde abgeschafft und der König und die Königin hingerichtet. Napoleon kam an die Macht. Er krönte sich selbst zum Kaiser und wollte ganz Europa unterwerfen. Dafür führte er viele Kriege. Gegen ihn versuchte Franz sich zu wehren, erlitt aber eine vernichtende Niederlage nach der anderen. Napoleon kam sogar bis nach Wien. Um Frieden zu schließen musste Franz ihm seine Tochter Marie Louise zur Frau geben.

Bis zum Schluss trat er für die absolute Monarchie ein. Das heißt, er war der Meinung, dass nur der Kaiser zu bestimmen hat, was in seinem Reich geschieht. Er hatte einen sehr berühmten Reichskanzler, der ihn darin unterstützte: Fürst Metternich. Dieser trat hart gegen alle auf, die auf die Monarchie schimpften oder sie verändern wollten.

Auch neue technische Errungenschaften gab es zu dieser Zeit. 1818 fuhr der erste Donaudampfer. 1838 nahm die erste Dampfeisenbahn von Deutsch Wagram bis Floridsdorf ihren Betrieb auf. 1840 reichte die Südbahn bis Mödling, 1841 schon bis Wiener Neustadt und 1846 nahm die Raaber Bahn, die spätere Ostbahn ihren Betrieb auf.

Der Bau von Fabriken führte zur Landflucht. Viele Menschen strömten vom Land in die Stadt. Wien wurde immer enger. Es war zu wenig Platz für alle. Die Armut stieg, denn Fabrikarbeiter waren sehr schlecht bezahlt. Die Bevölkerungszahl betrug 1848 dann 430 000 Menschen. Im Jahr 1800 waren es noch 230 000 Menschen. Das hatte zur Folge, dass das Volk immer unzufriedener wurde. Es wollte mehr Mitspracherecht in der Regierung.

Kaiser Franz Joseph I.

Franz Joseph wurde am 18. August 1830 als ältester Sohn des Erzherzogs Franz Karl von Österreich und seiner Frau Sophie von Bayern in Schönbrunn in Wien geboren. Nach der Abdankung seines Onkels, Kaiser Ferdinand I., am 2.12.1848 wurde er als Franz Joseph I. Kaiser von Österreich. Er kam in einem Revolutionsjahr (Aufstand gegen den Herrscher oder Regenten) an die Regierung. Im Gegensatz zu Frankreich wurde diese Revolution jedoch niedergeschlagen. Die Anführer der Regierungsgegner wurden getötet. Fünf Jahre lang wurde über die Stadt das Kriegsrecht verhängt. Franz Joseph regierte absolut.

1854 heiratete Franz Joseph seine Kusine Herzogin Elisabeth von Bayern, genannt Sisi. Die beiden hatten vier Kinder, Sophie, Rudolf, Gisela und Marie Valerie. 1867 wurde das Reich neu aufgeteilt. Ungarn bekam das Recht, sich weitgehend selbst zu verwalten. Das Land wurde zu einer Doppelmonarchie. Franz Joseph war jetzt nicht nur Kaiser von Österreich, sondern auch König von Ungarn.

Nach dem Tod seines Sohnes Rudolf 1889 hatte das Reich keinen männlichen Thronerben mehr. Daher bestimmte Franz Joseph seinen Neffen Franz Ferdinand zu seinem Nachfolger. Doch in seinem Vielvölkerstaat herrschte große Unruhe. Die einzelnen Völker wollten sich selbst regieren, genau wie die Ungarn. Bei einem Besuch des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo (Bosnien), wurde dieser 1914 ermordet.

Aus diesem Grund erklärte Kaiser Franz Joseph I. Serbien den Krieg. Der 1. Weltkrieg (1914-1918) brach aus. Doch Kaiser Franz Joseph erlebte das Ende des Krieges nicht mehr. Er starb im Jahre 1916 im Schloss Schönbrunn nach einer langen Regierungszeit von 68 Jahren.

Während dieser langen Regierungszeit wurde Wien regelrecht "umgebaut". Nach dieser Umbauphase sah es fast so aus wie heute. Er ließ die Stadtmauern abtragen und errichtete dort viele wunderschöne Bauten. Die Ringstraße entstand. Auch der Linienwall wurde entfernt. Hier entstand der Gürtel. Die Stadtbezirke wurden neu aufgeteilt und ihre Zahl erhöht. Zuerst gab es 26 Bezirke, dann wurden sie auf 23 verringert. Die Vorstädte wurden zu einem Teil der Stadt und verloren ihr ländliches Aussehen. Straßenschilder wurden eingeführt. 1904 bekam jeder Bezirk aus den alten Siegelbildern gestaltete Wappen. 1853 entstand die Votivkirche. Sie war ein Geschenk an Gott als Dank dafür, dass ein Attentat auf den Kaiser keinen Erfolg hatte. Das Rathaus wurde gebaut. Es war damals das größte der Welt. Der Stadtpark wurde angelegt. Die Oper, das Parlament und das Burgtheater wurden gebaut. Auch die beiden Museen, das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum, entstanden. Zwischen den beiden Museen steht auch heute noch das Denkmal der Kaiserin Maria Theresia. 1869 wurde mit dem Bau der Wiener Hochquellwasserleitung begonnen, die ihr Wasser vom Schneeberg bekommt. Die zweite Leitung entstand 1901. 1897 wurde das zweite Wahrzeichen Wiens, das Wiener Riesenrad, gebaut. Die elektrische Beleuchtung wurde eingeführt.


Zwischenkriegszeit

Der letzte Kaiser, Karl, musste auf den Thron verzichten und Österreich wurde zur Republik. Das neue Österreich war stark verkleinert. Die Tschechoslowakei, Ungarn und Teile Italiens gehörten nicht mehr dazu. Die Grenzen entsprachen fast den heutigen. Hunger und Not herrschten in der Stadt. Die Menschen hatten kaum etwas zu essen. Viele Männer waren im Krieg gefallen. Auch die Frauen mussten arbeiten gehen. Österreich hatte nun eine vom Volk gewählte Regierung. Doch von Frieden konnte keine Rede sein. Es kam zu einem Bürgerkrieg. Bürger schossen auf Bürger. Viele starben.

Die Partei der Nationalsozialisten bekam immer mehr Macht. Verzweiflung und Arbeitslosigkeit trieben die Menschen zu dieser Partei, die ihnen Wohlstand und Arbeit versprach. Die Partei behauptete aber, dass dies nur durch eine Vereinigung Österreichs und Deutschlands erreicht werden könne. Die Sozialdemokraten waren gegen die Vereinigung. Doch die Menschen wollten endlich Arbeit, Sicherheit und Wohnungen. Keiner fragte, wie die Nationalsozialisten das erreichen wollten.


Der Zweite Weltkrieg (1938-1945) und seine Folgen

Es kam zur Besetzung Österreichs durch Adolf Hitler im Jahre 1938. Nach der Eingliederung wurde an den meisten öffentlichen Gebäuden die Hakenkreuzfahne aufgezogen. Nur die Innere Stadt senkte seine Fahne tief. Das war ein Zeichen der Trauer. Einige Österreicher hatten die Politik der Partei nämlich durchschaut. Denn wie konnte man denn Arbeit schaffen? Wie konnte man Geld verteilen, das ja offensichtlich nicht vorhanden war? Das ging doch nur, wenn die Arbeitsplätze und das Geld einer Gruppe von Menschen weggenommen werden würde.

Diese Menschengruppe waren die Juden. Sie wurden aus Wien vertrieben und ihr Vermögen beschlagnahmt. Den anderen Menschen wurde gesagt, die Juden seien an ihren Problemen und an ihrer Arbeitslosigkeit schuld. Viele verzweifelte, arbeitslose Menschen glaubten das sogar. Da die Juden meist Kaufleute waren, also Geschäfte und Läden hatten, erhielt der Staat viel Geld.

Willkommenen Anlass dafür, gegen die Juden vorzugehen, bot ihnen der Mordanschlag eines 17-jährigen jüdischen Buben auf einen deutschen Diplomaten am 7.November 1938. Er wurde dafür hingerichtet, doch damit war die Geschichte noch nicht vorbei. Der damalige Reichspropagandaminister Goebbels veranlasste daraufhin eine Strafmaßnahme, die gegen alle Juden gerichtet war.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, der sogenannten Reichskristallnacht, wurden in Wien 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt. Die Reichskristallnacht dauerte aber leider nicht nur eine Nacht. Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, zerstört und beschlagnahmt. 6 547 Juden kamen in Haft. Sie mussten als Schikane (unnötige Quälerei) sogar die Straßen waschen.

Die meisten glaubten, die gefangengenommenen Juden werden in andere Länder geschickt oder in Ghettos, wo sie unter sich bleiben und leben konnten. Aber sie täuschten sich. Diese Menschen wurden in Lager gebracht und auf grausame Weise getötet. Wollte ihnen jemand zur Flucht verhelfen oder sie verstecken, musste er selbst damit rechnen, getötet zu werden. Trotzdem gab es einige Menschen, die zu helfen versuchten.

Österreich wurde beschuldigt, an dem Völkermord (Holocaust), der an den Juden begangen worden war, mitschuldig zu sein. Die Ausmaße wurden erst jetzt sichtbar. Insgesamt hatten Hitler und seine Mitarbeiter 10 Millionen Juden getötet. Aber auch Roma, Sinti, politische Gegner, Polen und Russen waren vernichtet worden.

Nach dem Krieg wurde bereits die Angehörigkeit zur Nationalsozialistischen Partei als Verbrechen gewertet. Dabei waren viele nur zur Partei gegangen, um Arbeit zu bekommen. Das Parteiprogramm hatte sie nicht interessiert. Und als sie begriffen, was passierte, war es zu spät. Aussteigen konnte niemand mehr, ohne um sein Leben fürchten zu müssen.

Die Wiener waren nicht nur geschockt durch die Bombenangriffe, die ihrer Stadt schlimme Zerstörungen zugefügt hatten. Sie begriffen erst jetzt, welche Verbrechen geschehen waren. Ihre Söhne und Männer hatten für einen unmenschlichen Diktator gekämpft und waren dafür gestorben. Durch die Bomben waren der Stephansdom, die Oper, das Burgtheater, der Prater und viele Wohnhäuser zerstört worden. Es kostete viel Arbeit, das alles wieder aufzubauen. Neue Gebäude entstanden. Vor allem Gemeindebauten mit mehreren Stockwerken wurden gebaut. Nur in der Innenstadt sind heute noch viele alte Gebäude aus der Kaiserzeit zu bewundern.


Die vier Besatzungsmächte (1945-1955)

Nach dem Krieg war Wien von den vier Befreiungsarmeen besetzt. Das waren die Amerikaner, die Russen, die Franzosen und die Engländer. Mit einem Jeep (Auto) fuhren sie durch die Stadt und kontrollierten die Straßen. Von jeder Besatzungsmacht saß ein Soldat in diesem Jeep. Darum wurden sie von den Wienern "Die Vier im Jeep" genannt. Die Besatzung dauerte 10 Jahre. Endlich verkündete am 15. Mai 1955 der österreichische Außenminister Leopold Figl nach Abschluss des Staatsvertrages vom Balkon des Oberen Belvedere: "Österreich ist frei!"

Nach dem Krieg kamen viele aus Wien geflohene Juden oder solche, die wie durch ein Wunder die Leiden im Konzentrationslager überlebt hatten, wieder nach Wien zurück. Das von den Nationalsozialisten eingezogene Vermögen konnte nur teilweise wieder zurückgegeben werden.

Um an die Leiden der Juden zu erinnern, wurde im 1. Bezirk das Judendenkmal am Judenplatz errichtet, das 1999 eingeweiht wurde. An dieser Stelle befand sich 1420 das jüdische Ghetto.