Ukraine
Die Ukraine liegt in Osteuropa. Die Hauptstadt des Landes heißt Kiew.
Nach Russland ist es der Fläche nach das zweitgrößte Land Europas. Russland liegt aber nur teilweise in Europa, die Ukraine komplett.
Die Küste der Ukraine liegt am Asowschen und Schwarzen Meer. Die Halbinsel Krim ist seit 2014 von Russland besetzt.
Seit 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
Name | Ukraine |
Hauptstadt | Kiew |
Staatsform | Republik |
Fläche | 603 700 km² |
Bevölkerung | etwa 41,8 Millionen Menschen (2020) |
Bevölkerung der Hauptstadt | rund 3 Millionen Menschen (2020) |
Sprache | Ukrainisch (Amtssprache), Russisch |
Währung | Hrywnja (1 Hrywnja = 100 Kopeken) |
Landesabkürzung am Autokennzeichen | UA |
Grenzt an | Weißrussland, Russland, Meer, Rumänien, Moldau, Ungarn, Slowakei und Polen |
Höchster Berg | Howerla (2 061 Meter) |
Längster Fluss | Dnepr |
Wusstest du schon, dass...
- Borschtsch eines der Nationalgerichte der Ukraine ist?
- die ukrainische Flagge ein Kornfeld symbolisieren soll?
- der Name Ukraine "Grenzland" bedeutet?
Wissenswertes
Kiew ist ein Ausgangspunkt für eine der längsten Eisenbahnstrecken der Welt. Sie heißt Transsibirische Eisenbahn und führt über Moskau (Russland) bis nach Wladiwostok im Fernen Osten.
Der ehemalige ukrainische Boxer Vitali Klitschko ist heute (2022) Bürgermeister von Kiew.
Der Nationalfeiertag der Ukraine ist am 24. August. Das ist der Tag der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991.
Artistische Reitervölker prägen bis heute die ukrainische Volkskunst. Viele ukrainische Kinder träumen von einer Ausbildung in der staatlichen Zirkusschule. Ukrainische Artisten treten in großen Zirkusarenen der Welt auf.
Geografie und Natur
Der Großteil des Landes liegt in der osteuropäischen Ebene. Nur im Südwesten gibt es Berge, dort erstreckt sich der Gebirgszug der Karpaten. Der größte Fluss ist der Dnepr. Er ist 2201 km lang und ist der drittlängste Fluss Europas nach Wolga und Donau. Im Süden liegt die Ukraine am Schwarzen Meer und am Asowschen Meer. Die Halbinsel Krim trennt das Schwarze Meer vom Asowschen Meer.
Es gibt 18 Nationalparks in der Ukraine. In den Karpaten gibt es die letzten Urwälder Europas. Dort leben viele Tiere, die es sonst in Europa kaum noch gibt, wie Bären, Wölfe und Wisente. Der Wisent oder Europäische Bison ist mit dem Hausrind verwandt, aber viel größer. Der Wisent ist das größte und schwerste Landsäugetier Europas. Die vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferde, asiatische Wildpferde, kommen fast nur noch in dieser Gegend vor.
Die Ukraine ist ein sehr fruchtbares Land und gilt seit Jahrhunderten als die "Kornkammer Europas". Da der Getreideanbau so wichtig ist, stellt sogar die ukrainische Flagge ein Weizenfeld unter blauem Himmel dar. Im Süden wird Wein und Obst angebaut. Es gibt in der Ukraine auch viele Bodenschätze wie Steinkohle und Eisenerz.
Sprache
Etwa 78% der Bevölkerung sind Ukrainer:innen, etwa 17% Russ:innen. Außerdem gibt es noch etwa 100 weitere Volksgruppen in der Ukraine mit eigenen Sprachen und Dialekten. Die meisten Menschen sind zumindest zweisprachig und sprechen sowohl Ukrainisch als auch Russisch. Beides sind slawische Sprachen. Der Nordwesten der Ukraine gilt als die mögliche Urheimat aller Slawen.
Der Name Ukraine hat sich erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt. Er kommt wahrscheinlich von dem altslawischen Wort ukraina. Das bedeutet "Grenzgebiet" und entspricht dem indogermanischen Wort Mark, wie zum Beispiel in "Steiermark".
Kleine ukrainische Sprachkunde
Die Zahlen 1 bis 10:
Zahl | Ukrainisch |
---|---|
1 | odyn (m*), odna (w*) |
2 | dva (m*), dvi (w*) |
3 | try |
4 | chotyry |
5 | pyat |
6 | shist’ |
7 | sim |
8 | visim |
9 | dev’yat’ |
10 | desyat’ |
Anmerkung: * m ... männlich, w ... weiblich
Kultur
Das Brauchtum der Ukraine ist stark vom orthodoxen Glauben geprägt. Drei Viertel der Einwohner:innen gehören einer der orthodoxen Kirchen an.
Die Volkskunst hat einen hohen Stellenwert. Eine sehr alte Tradition ist das Färben von Ostereiern, die pysanky (Einzahl: pysanka) genannt werden. Auf die Eier wird mit Wachs ein Muster gemalt, dann werden sie gefärbt und das Wachs entfernt. Die Farbe zeigt sich nur dort, wo kein Wachs war, so werden die schönen Muster sichtbar.
Auch die Textilkunst, Sticken und Weben, ist sehr wichtig in der Ukraine. Die traditionellen Stickmuster unterscheiden sich von Region zu Region.
Die ukrainische Küche hat einiges gemeinsam mit der Küche der Nachbarländer Polen und Russland. So wird das Nationalgericht Borschtsch in allen drei Ländern gegessen. Das ist eine Suppe aus roten Rüben mit verschiedenen weiteren Zutaten, zum Beispiel Bohnen, Gemüse, Pilze, Fleisch oder Teigtäschchen. In Polen ist Borschtsch (polnisch Barszcz) eine Art klare Suppe, in der Ukraine und Russland eher ein Eintopf.
Geschichte
Die Ukraine war im Lauf der Geschichte oft den Angriffen ihrer Nachbarn ausgesetzt. Da das Land flach ist und es keine großen Gebirgszüge gibt, ist die Ukraine schwer zu verteidigen. Viele Kriege wurden im Lauf der Jahrhunderte in diesem Gebiet geführt. Einen großen Teil ihrer Geschichte war die heutige Ukraine kein unabhängiger Staat, sondern unter mehreren Nachbarländern aufgeteilt.
Den heutigen Staat gibt es seit 1991, seit dem Zerfall der Sowjetunion.
Frühzeit
Wegen des fruchtbaren Bodens und des Reichtums an Bodenschätzen wurde das Gebiet der heutigen Ukraine schon früh besiedelt. Archäolog:innen haben Reste von Häusern aus Mammutknochen gefunden, die mindestens 44 000 Jahre alt sind.
Mittelalter
Das erste ostslawische Reich war die Kiewer Rus, auch Kiewer Reich genannt. Gegründet wurde das Reich im 8. Jahrhundert von Warägern, skandinavischen Kaufleuten, und slawischen Stämmen. Ein Stamm der Waräger nannte sich Rus, nach dem Fürsten Rurik, der ab 862 in der Stadt Nowgorod herrschte. Aus der Kiewer Rus sind schließlich die heutigen Staaten Russland, Belarus und Ukraine hervorgegangen.
Die Zentren des Kiewer Reiches, das seine Blüte im 10. und 11. Jahrhundert erlebte, waren die Städte Kiew und Nowgorod. Kiew war damals eine der größten Städte Europas.
Im 13. Jahrhundert drangen die Mongolen in das Reich ein. Der nordöstliche Teil blieb bis 1480 unter mongolischer Herrschaft. Südwestliche Gebiete wurden im 14. Jahrhundert Teil des Großfürstentums Litauen, das im 16. Jahrhundert mit Polen zur Adelsrepublik Polen-Litauen wurde.
Im Osten entstand das Großfürstentum Moskau, aus dem später das Russische Reich wurde.
Neuzeit
In den Gebieten unter polnischer Herrschaft kam es immer wieder zu Aufständen. 1648 gab es schließlich einen großen Volksaufstand unter der Führung von Kosaken, das sind osteuropäische Reiterkrieger. Die Kosaken gründeten einen unabhängigen Staat, doch einige Jahre später stellten sie sich unter russische Herrschaft.
Polen-Litauen wurde im 18. Jahrhundert zwischen den Nachbarmächten Russland, Preußen und der Habsburgermonarchie aufgeteilt. Dabei kamen weitere Gebiete der Ukraine zu Russland, die westlichen Gebiete Galizien und die Bukowina kamen zum Habsburgerreich.
Im Russischen Reich wurde die Ukraine als "Klein-Russland" bezeichnet, eine eigene ukrainische Identität wurde nicht anerkannt. Ukrainisch galt bloß als russischer Dialekt. Im 19. Jahrhundert entstand eine Nationalbewegung, die die Bildung eines eigenen ukrainischen Staates forderte. Das Zarenreich reagierte mit Unterdrückung: Die Veröffentlichung von Texten in ukrainischer Sprache wurde verboten, auch in Schulen durfte diese Sprache nicht mehr unterrichtet werden.
20. Jahrhundert
Die Februarrevolution 1917 beendete die Zarenherrschaft in Russland. Im Lauf des Russischen Bürgerkrieges wurde der Großteil der Ukraine Sowjetrussland angeschlossen. 1922 wurde die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik Teil der Sowjetunion.
Die fruchtbare Ukraine war die Kornkammer der Sowjetunion. Seit 1929 wurde die Landwirtschaft zwangsweise kollektiviert - die Bauern mussten ihre Höfe aufgeben und sich großen staatlichen Agrarbetrieben anschließen. Durch diese Umstellung sank der Ertrag. Darüber hinaus verkaufte die Sowjetunion einen Großteil der Ernte auf dem Weltmarkt, obwohl sie das Getreide für die Versorgung der eigenen Bevölkerung gebraucht hätte. 1932/33 gab es eine große Hungersnot, allein in der Ukraine starben etwa 3,5 Millionen Menschen. Viele Historiker:innen meinen, der sowjetische Diktator Stalin hätte diese Hungersnot absichtlich herbeigeführt, um das Nationalgefühl der Ukrainer:innen zu zerstören.
Im Zweiten Weltkrieg war der größte Teil der Ukraine vom Deutschen Reich besetzt. Partisanen kämpften gegen die Deutschen, aber auch im Osten gegen die russische Armee. Die deutsche Armee beging viele Massenmorde in der Ukraine. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung wurde getötet.
Die westliche Ukraine hatte vor dem Zweiten Weltkrieg zu Polen gehört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch diese Teile des Landes der Ukrainischen Sowjetrepublik eingegliedert.
In der Nachkriegszeit baute die Ukraine eine große Industrie auf, aber auch die Landwirtschaft blieb sehr wichtig und ist es bis heute.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde die Ukraine ein unabhängiger demokratischer Staat. Die Beziehungen zu Russland blieben weiterhin eng, doch die Ukraine suchte auch die Annäherung zur Europäischen Union.
Tschernobyl
Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk bei Tschernobyl zur bis dahin größten atomaren Katastrophe. Nach einer Explosion zog eine radioaktive Wolke über große Teile Europas. Viele Menschen wurden durch die radioaktive Strahlung krank, wahrscheinlich sind bis heute hunderttausende Menschen an den Spätfolgen gestorben.
Noch heute ist das Gebiet um Tschernobyl eine Sperrzone und darf nur mit einer besonderen Genehmigung betreten werden.
21. Jahrhundert
2004 wurde im Rahmen der sogenannten "orangen Revolution" Wiktor Juschtschenko zum Präsidenten gewählt. Er wollte die Ukraine in Richtung Westen orientieren. Nach Jahren des wirtschaftlichen Stillstands wurde 2010 der Russland-freundliche Wiktor Janukowitsch Präsident.
Die Ukraine wollte enger mit der Europäischen Union zusammenarbeiten, doch auf Druck Russlands kam das Abkommen mit der EU nicht zustande. Daraufhin kam es 2013 zu großen Demonstrationen auf dem Maidan-Platz in Kiew. Diese führten 2014 zur Absetzung von Janukowitsch, der nach Russland flüchtete.
Ebenfalls 2014 besetzte Russland die Halbinsel Krim im Süden der Ukraine, und einige Gebiete im Osten der Ukraine erklärten ihre Unabhängigkeit. Dort wird seitdem Krieg geführt.
Seit 2019 ist Wolodymyr Selenskyj Präsident der Ukraine. Er war davor Schauspieler und Komiker und hatte in einer Fernsehserie den ukrainischen Präsidenten gespielt.
Am 24. Februar 2022 ist die russische Armee in die Ukraine eingedrungen. Seitdem herrscht in dem Land Krieg. Viele Menschen flüchten nach Polen, Ungarn und andere Nachbarstaaten. Sie sollen auch in anderen Staaten der Europäischen Union aufgenommen werden.
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht den Staat Ukraine als einen Teil Russlands an. Das widerspricht dem Völkerrecht. Das Völkerrecht oder Internationales Recht regelt, wie Staaten miteinander umgehen sollen. Kriege sind heute grundsätzlich völkerrechtswidrig, das bedeutet sie verletzen die Regeln des Völkerrechts.