Geschichte des 23. Bezirks
Im Jahre 1938, als Österreich für 7 Jahre aufhörte, ein eigenständiger Staat zu sein, wurde Wien von 21 auf 26 Bezirke erweitert.
Damals kamen die Orte des Gerichtsbezirks Liesing (nämlich Atzgersdorf, Breitenfurt, Erlaa, Inzersdorf, Kalksburg, Kaltenleutgeben, Liesing, Mauer, Perchtholdsdorf, Rodaun, Siebenhirten und Vösendorf) sowie Hadersdorf-Weidlingau, Laab im Walde und Purkersdorf als 25. Bezirk zu Wien.
Bereits 1946 beschloss man, diese Stadterweiterung Wiens wieder rückgängig zu machen. Da die Siegermächte (= Alliierten) nicht zustimmten, konnte diese Regelung erst 1954 in Kraft treten und Liesing wurde zum 23. Bezirk. Er umfasste schließlich die Gemeinden Atzgersdorf, Erlaa, Inzersdorf, Kalksburg, Liesing, Mauer, Rodaun und Siebenhirten.
Inhaltsverzeichnis
Atzgersdorf
Dieses "Dorf" wurde 1120 urkundlich erwähnt.
Seit dem Mittelalter hatte es in Atzgersdorf Mühlen gegeben. Das heutige Pensionistenheim „Am Mühlengrund“ erinnert mit seinem Namen daran.
1529 und 1683 zerstörten die Türken den Ort. Während des 18. Jahrhunderts erholte sich Atzgersdorf. Es gab viel Landwirtschaft. In dieser Zeit entwickelte sich das am Atzgersdorfer Kirchenplatz aufgestellte Türkenkreuz zu einem Wallfahrtsort.
In der Zwischenkriegszeit (zwischen Erstem und Zweiten Weltkrieg) war Atzgersdorf der meistbesiedelte Teil des heutigen Bezirks.
Erlaa
Der Name Erlaa kommt von "Erila", der sich wahrscheinlich von Erlengehölzen ableitet.
Die Anfänge des heutigen Schlosses dürften bis ins Mittelalter zurückreichen. Nach Verwüstungen durch die Türken wurde es aufgebaut, wie es heute zu sehen ist.
Neben einigen Industriegebieten sind vor allem die Gärtnereien ein wichtiger Bestandteil von Erlaa.
In der Zwischenkriegszeit zählte man hier nach Kalksburg und Rodaun die wenigsten Einwohner. Mit dem Bau des Wohnparks Alt-Erlaa stieg der Bevölkerungsanteil erheblich.
Inzersdorf
Der Personenname Imizi gab dem Ort "Imizinisdorf" um 1120 seinen Namen.
Das Leben in der Gemeinde war früher neben der Landwirtschaft maßgeblich von den Ziegelwerken bestimmt. Unter ihrem Bezitzer, Heinrich Drasche Ritter von Wartinberg (Draschepark), nahm der Ort großen Aufschwung. Schulen wurden errichtet und durch die 1886 eröffnete Badnerbahn wurde die Verkehrssituation erheblich verbessert.
Heute ist Inzersdorf ein großes Industriegebiet.
Kalksburg
Der Name des Ortes leitet sich von den „Chalbsbergern“ ab, die früher die Hoheit über dieses Gebiet hatten.
Die Forstwirtschaft hatte hier große Bedeutung.
Kalksburg ist seit über hundert Jahren ein Schulort. Hier wurde nämlich im Jahr 1856 von den Jesuiten das Kollogium (große Schule) gegründet.
Liesing
In den beiden blauen Flächen des Wappens sind ein goldener Winzerkorb und ein goldenes Mühlenrad abgebildet. Sie stehen für Weinbau, Landwirtschaft und Industrie. Denn in diesen Bereichen arbeiteten früher die Menschen hauptsächlich.
Den Boden bilden lodernde Flammen, über diesen zeigt das Wappen die Jahreszahl 1683. Es wächst ein Zweig mit vier Haselnüssen und drei Blättern hervor. Das weißt auf das Ende der 2. Türkenbelagerung hin.
Die erste Nennung des Namen „Liezniccha“ stammt aus dem Jahre 1002 und bezieht sich auf den Fluss. Er bedeutet „Waldbach“.
An der Stelle, wo heute das Pflegeheim ist, gab es einen Gutshof, der im 18. Jahrhundert zu einem Schloss ausgebaut wurde.
Am 2. Oktober 1905 wurde Liesing zur Stadt erhoben und an der Stelle der ehemaligen Steg- oder Färbermühle wurde ein Rathaus errichtet. Heute ist dort das magistratische Bezirksamt.
Mauer
Die ersten Spuren menschlichen Lebens in Mauer ("Muer") reichen bis in die Jungsteinzeit zurück.
Seit dem Mittelalter spielt in Mauer der Weinbau eine große Rolle.
Vom Beginn des 19. Jahrhunderts an wurde der zunehmende Fremdenverkehr sehr wichtig für die Wirtschaft in diesem Ort.
1882 wurde eine Dampftramway, die Vorläuferin der heutigen Linie 60, errichtet. Nach dem 1. Weltkrieg gab es sogar einen Flughafen.
Noch heute ist Mauer ein Ausflugs- und Weinbaugebiet.
Rodaun
Der Name des Ortes geht auf den Mädchennamen „Radune“ zurück.
Ähnlich wie in Mauer lag die Herrschaft in den Händen von Wiener Ritterbürgerfamilien. Ihr Herrschaftssitz war eine Burg auf dem Schloss- oder Kirchenberg. Später wurde dort die Bergkirche und eine Schule, das bis heute bestehende Mädchenpensionat Santa Christiana, errichtet.
Eine große Attraktion von Rodaun war eine schwefel- und eisenhältige Thermalquelle.
Im 19. Jahrhundert waren Landwirtschaft, Viehzucht und der immer mehr werdende Fremdenverkehr von großer Bedeutung.
Außerdem gab es die Stein- und Erdindustrie, von der schon im Mittelalter Baumaterial für die Stadtbefestigung bezogen wurde.
Der Fremdenverkehr wurde durch die Eröffnung der Dampftramway Hietzing – Mauer – Rodaun (Linie 60) noch mehr belebt.
Siebenhirten
Im 12. Jahrhundert wird “Subinhitin“, das heißt sieben Hirten zum ersten Mal genannt. Möglicherweise waren die ersten Siedler der Gegend Hirten.
Aus dem 15. Jahrhundert wissen wir vom Bestand der Teufelsmühle (Sage).
Siebenhirten ist heute für seine zahlreichen Industrieanlagen bekannt.